Bassbariton Luca Pisaroni (38) tritt bei den Neuberger Kulturtagen und der “styriarte” auf und singt in Salzburg den Guglielmo in “Cosi fan tutte”.

LUCA PISARONI: Das war eher ein Versehen, weil meine Eltern zehn Jahre dort gearbeitet haben. Aber 1980 kehrten wir nach Europa zurück. Ich wuchs in Busseto auf, bin also ein waschechter Italiener, auch wenn ich seit sieben Jahren in Wien lebe.

Ihr Weg zum Sänger . . . ?

PISARONI: . . . wurde stark von meinem Großvater beeinflusst, der daheim immer Opernmusik spielte. Er besaß eine pralle Kollektion von Verdi-Arien. Ich sang immer mit. da war ich noch keine zehn. Und dachte, es wäre “recht nett”, einmal Opernsänger zu werden. Mit elf durfte ich zu einer “Aida” in die Arena die Verona. Ab da war es nicht mehr nur “recht nett”, sondern ein Muss. Schon ab zwölf fuhr ich nicht nach Mailand, um Fußballspiele von Inter zu sehen, sondern um bei Meisterklassen von Carlo Bergonzi zu lauschen.

Was hat er Ihnen gesagt?

PISARONI: Dass ich zu jung sei, noch warten müsse. Mit 18 begann ich dann ein Gesangsstudium in Mailand.

Wann durften Sie zum ersten Mal auf die Bühne?

PISARONI: Im März 2001 in Klagenfurt, als Figaro. Der wurde in über zehn Produktionen meine Schlüsselrolle. Ich ging es sehr ernsthaft an, gestattete mir keine Freiheiten, keine Mußestunden am See, lebte asketisch. Aber ich war in guten Händen, es war für mich rückblickend eine sehr schöne Zeit.

Damals hatten Sie schon den ersten Vertrag für Salzburg.

PISARONI: Ja, ich durfte Nikolaus Harnoncourt in Zürich vorsingen, und er fragte: “Könnten Sie sich vorstellen, 2002 in Salzburg den Masetto im ,Don Giovanni’ zu singen?” Wer könnte da ablehnen? Harnoncourt änderte all meine Vorstellungen von Musik und meine Annäherung an sie. Für mich ist er mein Mentor.

Auf welcher Stufe Ihrer Karriere befinden Sie sich Ihrer Meinung nach heute?

PISARONI: Schon 2002 sagten Kollegen in Salzburg zu mir: “Jetzt hast du es geschafft!” Als ich erstmals an der Met sang, hörte ich dasselbe. Doch ich selbst habe noch immer nicht den Eindruck, dass ich es “geschafft” habe. Ein Sängerleben ist wie eine lange Reise, und ich stehe gerade erst am Anfang. Die wirklich großen Aufgaben kommen noch.

INTERVIEW: LUDWIG HEINRICH