Der Bariton Luca Pisaroni gibt im Rahmen des “Heidelberger Frühlings” am 27. März einen Liederabend in der Stadthalle. Vorab sprach Matthias Roth mit dem Sänger.

In New York singen Sie derzeit noch in einer Barockoper an der MET, vier Wochen später geht es weiter mit “La Cenerentola”. Dazwischen geben Sie nur in Heidelberg und San Francisco je einen Liederabend. Braucht man eine Auszeit für das “Lied”?

Ich liebe es einfach, Liederabende zu singen und habe immer schon eine besondere Leidenschaft für das deutsche Lied gehabt. Ich genieße den intimen Rahmen eines Liederabends – man hat einfach eine viel unmittelbarere Beziehung zum Publikum. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, immer nur Opern zu singen! So sehr ich auch die großen Bühnen mit allen Lichtern, aufwendigen Bühnenbildern und Kostümen schätze, so ist es doch immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis, mit meinem Pianisten das Publikum auf eine emotionale und sehr persönliche Reise durch die Landschaft des Liedes einzuladen.

Ihr Lied-Programm ist durchaus mit Raritäten bestückt. Wie kamen Sie etwa auf den Liederkomponisten Johann Friedrich Reichardt?

Ich entdeckte Reichardts Lieder dank einer Aufnahme von Dietrich Fischer-Dieskau. Da ich Italiener bin, dache ich, es sei für das Publikum interessant, diese unbekannten Lieder, die manchmal an Schubert erinnern, zu hören. Wir Italiener haben eine weniger ausgeprägte Liedkultur als deutschsprachige Länder; es gibt aber dennoch ein spannendes Repertoire in meiner Muttersprache – besonders zu Texten von Petrarca.

Auch Franz Liszt ist als Lied-Schöpfer nicht sehr bekannt. Kann man bei so bekannten Komponisten tatsächlich noch etwas Neues entdecken?

Liszts Lieder sind wunderbar, und jedes Mal, wenn ich diese Lieder singe, entdecke ich neue Dynamiken in der Musik, Nuancen im Text und immer neue Farben. Bei Liszt ist der Dialog zwischen Stimme und Klavier ganz besonders spannend. Liszt war ein hervorragender Pianist, und das Klavier ist bei ihm nie nur Begleitung. Die Klavierstimme ist ein gleichberechtigter Partner, und Lieder sind wirkliche Dialoge zwischen Stimme und Klavier. Manche von Liszts Liedern sind so dramatisch und bewegend – sie wirken fast wie eine Minioper in wenigen Minuten.

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