Er hat Geduld und nimmt sich nicht allzu wichtig: Luca Pisaroni ist ein sympathischer Mensch und ein ausgezeichneter Bassbariton. Seit Neuestem reizen ihn die dunklen Charaktere. Der StZ-Autor Markus Dippold ist ihm begegnet.

Stuttgart – Viele Jahre war er der Sympathieträger in den Buffo-Rollen. Den Leporello in Mozarts „Don Giovanni“ und die Titelpartie in „Le Nozze di Figaro“ hat Luca Pisaroni im letzten Jahrzehnt jeweils rund 150-mal gesungen. Doch jetzt fühlt sich der 1975 geborene Bassbariton zu anderem berufen: er will der böse Bube sein. „Es ist toll, wenn du die Sympathie des Publikums hast, und als Leporello oder Figaro stehst du immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Aber ganz ehrlich: der Graf ist doch viel interessanter.“ Dass der Graf, also Figaros Gegenspieler, nur eine Arie zu singen hat, ficht Pisaroni nicht an, im Gegenteil: „Aber was für eine Arie! Da muss man alles zeigen, was man kann.“ Begeisterung, aber auch Respekt schwingt in der Stimme des jugendlich wirkenden Italieners mit, wenn er von dieser neuen Aufgabe spricht. Langsam tastet er sich an das neue Fach heran, probiert die neue Rolle in mehreren Produktionen aus. „Ich muss ein Gefühl dafür bekommen, und ich muss mit dieser Figur wachsen“, ist sein Motto.

Genau so – klug, vorsichtig und umsichtig – hat er seine Karriere aufgebaut. Barockopern, Mozart-Rollen und einige Partien bei Rossini prägten lange Zeit das Repertoire von Luca Pisaroni. Keine verfrühten Risiken, keine überzogenen Erwartungen an sich selbst, stattdessen ein Weg, bei dem er sich selbst und seiner Stimme die Zeit gegeben hat zu reifen. Schaut man auf die Stationen seiner Karriere, dann ist das Konzept aufgegangen: an der New Yorker Met, an der Wiener Staatsoper, in München, Zürich und Paris gastiert er regelmäßig. „Jetzt, mit Ende 30, habe ich das Gefühl, dass ich so weit bin und dass meine Stimme nach größeren Aufgaben verlangt, um sich weiterentwickeln zu können.“

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