Staatsopern-Premiere: Luca Pisaroni singt die Titelpartie in Mozarts “Le nozze di Figaro” und gibt sein Debüt im Haus am Ring.

(Hundefreuden: Bassbariton Luca Pisaroni (35) mit seiner Frau Catherine und deren Hund Tristan, der das Ehepaar überall hin begleitet und beim Bellen wie ein Wagner-Tenor klingt.)

Kaum zu glauben, aber wahr: Bis dato hat der junge, weltweit gefeierte Bassbariton Luca Pisaroni noch nie an der Wiener Staatsoper gesungen. Das ändert sich mit kommendem Mittwoch. Dann nämlich hat – nach dem szenisch missglückten “Don Giovanni” – Mozarts “Le nozze di Figaro” (wieder in der diesmal sogar alten Inszenierung von Jean-Louis Martinoty) Premiere. Mit Pisaroni als Figaro. Ein Interview.

KURIER: Herr Pisaroni, wie kam es, dass man Sie vor dieser Premiere in Wien noch nicht engagiert hat?

Luca Pisaroni: Es hat sich bisher einfach noch nicht ergeben. Ich war nur bei einer Japan-Tournee der Staatsoper dabei. Umso mehr freue ich mich, dass es jetzt geklappt hat. Und ich denke: Besser ein späteres Debüt, dafür hoffentlich eines mit Folgen.

Sie haben den Figaro bereits mehrfach gesungen. Wo liegen die Herausforderungen bei dieser Rolle?
Ich war schon in zwölf Produktionen der Figaro. Die größte Herausforderung besteht darin, von Anfang an die Spannung zu halten. Man geht auf die Bühne und muss sofort da sein. Als Figaro hat man keine Aufwärmphase. Vokal gesehen gilt es, die Balance zwischen schönem Mozart-Gesang und Expressivität zu wahren.

Und wie sehen Sie den Charakter dieser Figur?
Figaro ist eigentlich der Einzige, der in diesem ganzen Chaos rund um seine geplante Hochzeit mit Susanna und die damit verbundenen Intrigen des Grafen halbwegs den Überblick behält. Nur am Ende kennt auch er sich nicht mehr aus. Das alles darzustellen ist eine echte Freude. Man kann dabei sehr viel Spaß haben.

Die Inszenierung von Jean-Louis Martinoty ist einige Jahre alt und sehr konservativ. Was halten Sie von modernen Deutungen?
Ob klassisch oder modern ist nicht so wichtig. Eine Inszenierung sollte vor allem plausibel sein und dem jeweiligen Werk dienen. Ich bringe mich als Sänger da gerne ein. Manchmal muss man sich gegen sogenannte Regie-Einfälle wehren.

Zu Ihrer Biografie: Sie sind in Verdis Geburtsstadt Busseto aufgewachsen. Lag es da nahe, Sänger zu werden?
(lacht) Das muss man doch fast, oder? Aber im Ernst. Es gibt in Busseto eine Vereinigung namens “Amici di Verdi”, die Opernreisen organisiert. Während andere in die Disco gegangen sind, bin ich da immer mitgefahren.

Heute aber leben Sie mit Ihrer Frau Catherine vor allem in Wien …
Und mit unserem Hund Tristan . . . (Catherine nimmt Tristan aus einer Tasche)

Wieso heißt Ihr Hund Tristan?

(lacht) Weil er, wenn er bellt, manchmal wie ein Wagner-Sänger klingt. Und ein bisschen dümmlich ist er auch. Aber Tristan kommt überall mit uns mit. Wir sind ja etwa zehn Monate im Jahr auf Reisen. Umso schöner ist es aber, wieder nach Wien, nach Hause
zu kommen.

Wenn Wien Ihre Heimat ist, gibt es bestimmt weitere Pläne für die Staatsoper . . .
Ja, die gibt es. Das freut mich sehr. Ich möchte in Wien sehr viel singen. Denn das Wiener Publikum ist einzigartig. Wenn es einen Sänger ins Herz geschlossen hat, möchte es ihn auch in diversen Rollen wachsen sehen. Ich habe das selbst bei der Staatsopern-Rückkehr meines Schwiegervaters Thomas Hampson letzten Juni mit Wagners “Parsifal” erlebt. So einen warmherzigen Applaus bekommt man nicht überall. Ich hoffe, dass mich das Wiener Publikum auch ins Herz schließen wird, und dass ich dieses Publikum glücklich machen kann.

Und was macht Sie persönlich glücklich?
Natürlich meine Frau, meine Familie und auch mein Hund. Als Hundehalter hat man nämlich Pflichten. Da muss man bei jedem Wetter mit dem Tier hinausgehen. Da gibt es selbst als Sänger keine Ausreden. Egal, ob es regnet oder schneit: Ich gehe mit Tristan spazieren. Dieses Getue nach dem Motto “Kein Windhauch darf meiner Stimme zu nahe kommen” ist Unfug. Wer sich dem Leben stellt, wird dafür auch belohnt.

Zur Oper: Fakten

Werk
Mozarts “Le nozze di Figaro” wurde 1786 am Wiener Burgtheater uraufgeführt. Das Libretto stammt (wie bei “Così fan tutte” und “Don Giovanni”) von Lorenzo da Ponte und basiert auf Beaumarchais.

Produktion
Die Inszenierung von Jean-Louis Martinoty (Bühne: Hans Schavernoch) ist einige Jahre alt und kommt aus Paris. Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst dirigiert. Es singen u. a.: Luca Pisaroni (Figaro), Sylvia Schwartz (Susanna), Erwin Schrott (Graf Almaviva), Dorothea Röschmann (Gräfin Almaviva), Anna Bonitatibus (Cherubino). Premiere: 16. Februar, 19 Uhr.