Es gibt auch neben Anna Netrebko gute Gründe, die Wiederaufnahme der “Anna Bolena” im Zürcher Opernhaus zu besuchen. Einer davon heisst Luca Pisaroni.

Ein Schriftsteller ohne Kitschdetektor würde einen fiktiven Sänger vielleicht irgendwo in Venezuela auf die Welt kommen lassen. Der Vater wäre, sagen wir, Automechaniker, die Mutter Lehrerin und der Grossvater ein Opernfan. Die Familie würde dann in die Heimat der Mutter übersiedeln: nach Busseto, in jene italienische Kleinstadt, in der einst Verdi gelebt und gelitten hat. Mit elf hört der Bub eine «Aida» in der Arena von Verona und will nun Opernsänger werden (im Fussball ist er sowieso schlecht, der andere italienische Traum kommt also nicht infrage für ihn).

Und er schafft es tatsächlich: Ein paar Jahre später tritt er auf bei den Salzburger Festspielen, als Masetto in Mozarts «Don Giovanni». Nikolaus Harnoncourt dirigiert. Eine noch kaum bekannte Sängerin macht Furore (sie heisst Anna Netrebko). Und dann ist da auch Altmeister Thomas Hampson, der dem jungen Kollegen viel beibringt und ausserdem eine Tochter hat. Man trifft sich, verliebt sich, heiratet.

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